1. Teil der Chronik
Unveränderte Abschrift der 1956 verfassten Chronik des Mitgründers Alfred Tonscheidt
Chronik des W.V.C. 1922 – 1929
Die Wiege des Vereins schaukelte lange Jahre vor der Gründung auf den plätschernden Wellen des Crossinsee. Schon vor dem Krieg hatten sich dort, wo heute die stolze Flagge der Crossiner weht, Freunde und Wassersportler zusammengefunden. Die persönliche Freiheit, die jeder hatte, weit ab von der Großstadt an dem damals noch wenig besuchten Crossinsee, brachte es mit sich, dass ein engerer Zusammenschluss zu einem Verein nicht für notwendig befunden wurde. Dieser lockere Band bestand lange Jahre. Erst während des Krieges und in der Nachkriegszeit trat ein anderes Verhältnis ein, welches auch hier den minderbegüterten Wassersportler zwang, sich enger zusammenzuschließen, um seine Interessen besser vertreten zu können. Die sich zuspitzenden Verhältnisse zwischen den anliegenden Besitzern zwangen die dort wohnenden Wassersportler, ihre persönliche Freiheit und Freizügigkeit aufzugeben und gemeinschaftlich für ihre Interessen zur Erhaltung ihrer sonntäglichen Erholung und zur Pflege des Sportes einzutreten.
1922
Am 22. Juni 1922 wurde der WVC von 25 Sportgenossen, welche in Wernsdorf bei dem Gastwirt Schramm ihren Sommerwohnsitz hatten gegründet. Wie schon der Name des Vereins verrät übernahmen wir es als Pflicht, den gesamten Wassersport am Crossinsee zu fördern und zu pflegen. Als Vereinsfarben wurde der weiß-rote Wimpel und die schwarz-rot-goldene Flagge der Deutschen Republik gewählt. Hierdurch stellte sich der Verein auch äußerlich auf die republikanische Grundlage im Gegensatz zu den anderen in unserer Nähe liegenden Segel und Wassersportvereinen. Gewerkschaftliche und politische Zugehörigkeit zu den in Frage kommenden Organisationen wurde von den Mitgliedern nicht verlangt. Parallel mit der Gründung des Vereins gingen die Verhandlungen zwecks Pachtung des18000 m² großen Wassergrundstückes am Crossinsee mit 350 m Wasserfront.
Am 31. August 1922 konnte der Verein das gesamte Gelände auf 10 Jahre Pacht gegen eine den damaligen Verhältnissen entsprechend nicht geringe Summe übernehmen.
Da der Verein mit dem Pachtvertrag gleichzeitig die Verpflichtung der Umzäunung des gesamten Grundstückes übernommen hatte, musste von jedem Stammmitglied eine Einlage in Höhe eines Wochenlohnes gezahlt werden. Die beginnende Inflation verschlang die schwer verdienten Groschen der Mitglieder, so dass der junge Verein sich dauernd in schwierigen finanziellen Verhältnissen befand. Aus diesen Gründen war auch eine reguläre Festsetzung eines Beitrages unmöglich. Alle Zahlungen der Mitglieder zur Deckung der Vereinskosten mussten durch Umlagen auf Grund einer gleitenden Skala, welche mit der Geldentwertung gleichen Schritt hielt, gezahlt werden. Viel Idealismus und Opferfreudigkeit musste von den Sportgenossen aufgebracht werden, um den weiteren Aufbau des Vereins möglich zu machen. Mit Hass und Neid verfolgten die dortigen Anlieger unsere Arbeit und die Entwicklung des Vereins. Unsere Selbstständigkeit war ihnen ein Dorn im Auge und es Wurde kein Mittel gescheut, dem Verein das Leben sauer zu machen und unsere Pläne zu durchkreuzen. Die ganze Arbeit und finanziellen Lasten ruhten auf den Schultern der Stammmannschaft, Sommermitglieder (Saisonmitglied) waren von jeglichen Umlagen und vom Arbeitsdienst befreit und zahlten einen sehr geringen Sommerbeitrag. Nach dem Vereinsstatut konnten Mitglieder nur als Sommermitglieder aufgenommen werden. Dieselben waren nicht Stimmberechtigt, hatten daher auch keine größeren Verpflichtungen. Ihre Mitgliedschaft begann am 1. April und endete am 1. Oktober Durch diese Saisonmitgliedschaft sollten nicht zweierlei Mitgliedschaften geschaffen werden, sondern es sollten auch den Sportgenossen, welche sich nicht fest an den Verein binden wollten, die Gelegenheit gegeben werden, den Sommer über bei uns ihre Erholung zu finden und gemeinschaftlich mit uns den Wassersport zu betreiben. Die Möglichkeit zum Übertritt in die Stammmannschaft war jedem Saisonmitglied laut Statut gegeben. Gleichzeitig mit dem Aufbau des Vereins setzte auch die Bautätigkeit der Mitglieder ein. Die dort bestehenden Verhältnisse zwangen viele Mitglieder sich selbst eine Unterkunftsstätte zu schaffen. Nach langen Verhandlungen mit dem zuständigen Amtsvorsteher und dem Kreisbauamt in Beeskow erhielten wir die Genehmigung zum Bau von sogenannten Geräteschuppen.
1923
In der Generalversammlung vom 4. Januar 1923 konnte der Verein auf ein gutes Stück geleistete Arbeit zurückblicken. In der gleichen Versammlung wurde die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister beschlossen. Das Jahr 1923 brachte einen gewissen Stillstand im Aufbau des Vereins. Die Zahl der Stammmitglieder ging von 28 auf 23 zurück. Gleichzeitig machte sich ein Steigen der Zahl der Saisonmitglieder bemerkbar. Die Gründe hierfür lagen unzweifelhaft an den außerordentlichen hohen Verpflichtungen welche der Stammmannschaft laut Statut oblagen.
Die rapide Geldentwertung trug ebenfalls dazu bei und sorgte dafür, dass an den weiteren Aufbau des Vereins nicht zu denken war. So verging der Sommer 1923, ohne dass es möglich war Rücklagen für die Pachtsumme, welche schon ins ungeheure gewachsen war, zu machen. Im Herbst 1923 war es schon vielen Mitgliedern nicht mehr möglich, auch nur das Fahrgeld bis zum Clubplatz aufzubringen. Nur wenige Sportgenossen fanden sich noch auf dem Clubplatz zusammen und erwogen sorgenvoll, was werden sollte. Im November 1923 wurde die Mark stabilisiert und somit war auch dem Verein die Möglichkeit gegeben, sich weiter zu entwickeln und das vereinsleben wieder in vollen Umfang aufzunehmen. So beendeten wir das Jahr 1923 im Zeichen der neuen Währung mit der Hoffnung auf ein besseres Jahr.
1924
Das Jahr 1924 sollte für den Verein das erfolgreichste, aber auch dass opferreichste werden. Der Beitrag war in der Generalversammlung auf eine Reichsmarkt pro Monat festgesetzt. An größeren Ausgaben des Vereins war nicht zu denken, da die Mitglieder erst die Folgen der Inflation überwinden mussten. Im Februar bot sich Gelegenheit, ein eigenes Grundstück zu erwerben und somit eine feste Stätte für den Verein und die Mitglieder zu schaffen. Am 17.3.1924 schlossen 4 Sportgenossen einen vorläufigen Kaufvertrag mit dem Verkäufer der Grundstücke zum Preis von 3500 RM und leisteten dafür die Anzahlung. Durch diesen Kauf war das Grundstück gegen dritte Personen gesichert. Die Verhandlungen mit den Sportgenossen ergab dann folgendes: „Das Grundstück wird vom Verein gekauft und auf den Namen des Vereins eingetragen“. Am 21.3.1924 wurde in einer außerordentlichen Generalversammlung der Beschluss gefasst, dass 7000m² große Gelände am Crossinsee zu kaufen. Da die Vereinskasse nicht in der Lage war, das Geld für das Grundstück aufzubringen, mussten die Sportgenossen, welche sich persönlich dafür interessierten zusammengefasst werden. Die Sportgenossen welche ein Stück zur Benutzung erlangen wollten, hatten für die Zeitdauer der Nutzung laut Vertrag eine Summe von 1 RM pro m² sofort zu zahlen. Durch diese Summe welche von den betreffenden Sportgenossen aufgebracht wurde, war nicht nur die Nutzungsfläche der Mitglieder, sondern auch das gesamte Grundstück mit Umzäunung also der Weg und die Freifläche, welche für einen späteren Bootshausbau berechnet war, sowie der Uferung welche der gesamten Mitgliedschaft zur Verfügung stand bezahlt. Aus der Vereinskasse wurden lediglich kleinere Auslagen für Unkosten beglichen. Für diese an den Verein geleistete Zahlung wurde den betreffenden Mitgliedern durch den schon erwähnten Nutzungsvertrag weitgehende Rechte eingeräumt. Der Verein übernahm als Gegenleistung die gesamten Unkosten, welche auf das Grundstück entfallen. Da die entsprechenden Sportgenossen auf die Rückgabe des Geldes bei ihrem Austritt verzichteten, wurde der Verein von der drückenden Schuld befreit. Bedeutete auch der Verzicht von ca. 300 RM für die meisten Sportgenossen ein gewaltiges Opfer, da es vielfach die Mühsame Ersparnisse eines Jahres war so war es doch gleichzeitig eine Entlastung aller Mitglieder, da der Verein keine Zinsen, Rücklagen und evtl. Umlagen aufzubringen hatte. Ebenso konnte der Beitrag im Rahmen des Möglichen gehalten werden. Von weit größerer Bedeutung war die durch den Verzicht des Geldes entstandene sicher Grundlage des Vereins. Eine Sprengung des Vereins durch den Zusammenschluss mehrerer Mitglieder, welche die Rückgabe ihres Geldes verlangte, war nun ausgeschlossen. Lagen auch die augenblicklichen Verhältnisse nicht so, dass man in nächster Zeit derartige Fälle vermuten konnte, so musste doch für spätere Zeiten vorgebeugt werden. Die vertragsmäßigen Rechte der geldgebenden Mitglieder sind Konzessionen, welche im Interesse des Vereins getätigt werden mussten. Das Grundstück sollte nicht nur den persönlichen Interessen oder spekulativen Zwecken einzelner Mitglieder dienen, sondern es sollte den Mitgliedern eine Stätte geschaffen werden, an welcher jeder frei und unabhängig seinen Sport und seine Erholung nachgehen kann, dank der Opferfreudigkeit und dem Idealismus der Sportgenossen ist es gelungen, ein festes Fundament zu schaffen, auf welchen der Aufbau und die weitere Entwicklung des Vereins gedeihen konnte. Im Juli 1924 trat der W.V.C. in den damaligen freien Wettsegelverband ein, welcher später den Namen Freier Seglerverband annahm. Damit hatte sich der W.V.C. einer größeren Sportorganisation angeschlossen, um die Interessen des Vereins besser vertreten zu können. In sportlicher Hinsicht konnte der Verein ebenfalls einige Fortschritte verzeichnen. Das Bootsmaterial hatte sich in Zahl und Qualität bedeutend verbessert, der Verein verfügte über 10 Segel- und 4 Ruderboote. Die Ergebnisse des Jahres 1924 waren für den Verein in jeder Beziehung erfolgreich und von großem wirtschaftlichem Nutzen.
1925
Die Generalversammlung vom 15. Januar 1925 brachte dem Verein nichts neues. Die Geschäfte des Vereins blieben in den Händen des alten Vorstandes. Die gewaltigen Ausgaben des Vereins und der meisten Stammmitglieder bzgl. Des Grundstückes machten jede weiter Anschaffung und Verbesserung unmöglich. Es gelang dem Verein im Laufe des Jahres das Grundstück nebst Umzäunung restlos zu bezahlen und ebenfalls die Ablösung der auf dem Grundstück lastenden Hypotheken vorzunehmen. Trotz aller finanziellen Lasten und Sorgen ging es in sportlicher Hinsicht aufwärts. Im Laufe des Sommers konnte eine Jugendabteilung ins Leben gerufen werden. Die Steuermannsprüfung wurde von allen Mitgliedern des Vereins abgelegt. Mehrere Preise, welche auf den Regatten des Freien Segler- Verbandes von unseren Sportgenossen errungen wurden, legten auch hier Zeugnis ab von dem Sportlichem Geist und der Tüchtigkeit der Crossiner. Im Herbst tauchte zum ersten Male der Kühne Gedanke auf, an den Bau eines Bootshauses, für welche der Platz auf dem Grundstück schon vorgesehen war, heranzugehen. Zu diesem Zwecke wurden Bausteinmarken herausgegeben, welche in den Kreisen der Sportgenossen innerhalb des Vereins und des Verbandes, sowie an unsere Gäste und Freunde des Vereins verkauft werden sollten. Die Hoffnung welche im allgemeinem auf diese Einnahmequelle gesetzt wurde, sollte sich leider nicht erfüllen. Die Zahl der Mitglieder war ständig im Steigen begriffen. Leider zeigte sich dieselbe Erscheinung wie in den vergangenen Jahren. Die Zahl der Stammmannschaft verringerte sich im Laufe des Jahres um weiter 4 Sportgenossen, so dass nur noch 18 Stammmitglieder im Verein waren. Ein Teil trat aus der Stammmannschaft aus um von den Umlagen und dem Arbeitsdienst befreit zu sein und außerdem nur noch den halben Beitrag zu zahlen. Daraus ergab sich die unbedingte Notwendigkeit, diese den Verein nicht fördernden Verhältnisse zu ändern. Dies Änderung sollte auf der Generalversammlung 1926 geschehen. Brachte uns auch das Jahr 1925keine erheblichen Fortschritte, so konnten wir doch mit der geleisteten Arbeit zufrieden sein. Es ging Vorwärts trotz alledem.
1926
Die weitere innere Organisation vollzog sich automatisch auf der sich so günstig gestalteten Grundlage des Vereins. Die vergangenen Jahre hatten bewiesen, dass nicht alles das was bei der Gründung des Vereins als richtig anerkannt und festgelegt wurde, auf die zur Zeit entstandenen wirtschaftlichen Verhältnisse des Clubs nutzbringend angewandt werden konnte, auch fernerhin alle finanziellen Laste des Vereins zu tragen, ebenso den gesamten Arbeitsdienst allein auszuführen, wurde in der Gruppenversammlung am 13. Januar 1926 die Saison- Mitgliedschaft aufgehoben und die Jahresmitgliedschaft als ordentliche Mitgliedschaft in den Verein eingeführt. Die Stammmannschaft behielt sich das Recht, die Verwaltung des Vereins in der Hand zu behalten und ausschlaggebend zu sein. Die Mitglieder hatten jetzt alle Lasten des Vereins gleichmäßig zu tragen. Als Gegenleistung wurde den früheren Saisonmitglieder das Baurecht auf dem Pachtgelände kostenlos eingeräumt, ebenfalls das Stimmrecht in allen Vereinssitzungen und der Generalversammlung mit Annahme der Wahl des geschäftsführenden Vorstandes und der endgültigen Entscheidung über das Vermögen und den Grundbesitz sowie über größere Ausgaben des Vereins. Das Bestreben der Stammmannschaft ging dahin, möglichst alle trennenden Schranken zwischen den Mitgliedern zu beseitigen. Dieses konnte aber nicht im vollen Maße geschehen, weil der Aufbau des Vereins lediglich durch die Stammmannschaft erfolgt war und diese das effektive Vermögen des Vereins zusammengebracht haben. Das bestimmte Verwaltungsrecht, welches sich die Stammmannschaft vorbehielt, sollte die Sicherheit, dass unter schweren Opfern an Geld und Arbeit zusammengebrachte Werk nicht in späteren Zeiten leichtfertig zerstört werden konnte oder in die Hände von Personen fällt, welche den Gründungsgedanken missachten, um ihren persönlichen Vorteil daraus zu ziehen. Geleichzeitig wurde die Aufnahme von auswärtigen Mitgliedern beschlossen. Die Kassenverhältnisse lagen bedeutend günstiger als in den vergangenen Jahren. Die Zahl der Mitglieder stieg auf 35, die der Segelboote auf 14 und der Ruderboote auf 4. Der sportliche Geist innerhalb des Vereins machte entschieden Fortschritte. Es wurden 3 Vereinsregatten und mehrere Verbandsregatten gefahren. Verschiedene Siege konnten auch in diesem Jahr die Crossiner bei den Verbandsregatten erringen. Auch die Jugendabteilung war sportlich gut vorwärtsgekommen.
Konnte man auch von einer eigentlichen Bautätigkeit des Vereins nicht sprechen, so zeigten doch die neu entstandenen Häuschen auf dem Vereinsgelände, dass die Mitglieder die Ruhepause voll ausnutzten, um sich selbst Unterkunft zu schaffen, so gut es eben ging. Langsam aber stetig ging der Aufbau des Vereins von statten und das nächste große Ziel der Bau eines Bootshauses, wurde nicht aus den Augen gelassen.
1927
Das Frühjahr 1927 brachte neue Arbeit mit sich. Durch die Zunahme unserer Vereinsflotte, die Zahl der Segelboote betrug 18 einschl. ein Jugendboot, außerdem 4 Ruderboote. Es wurde der Bau einer 50 m langen Steganlage notwendig. In 150 Arbeitsstunden konnte die Arbeit bewältigt werden. Die Einteilung der Bootstände wurde einer Kommission übergeben, welche jedes Boot an die richtige Stelle dirigierte. In tadelloser Ordnung standen die Boote in ihren neuen Ständen und erwarteten die erste traditionelle Geschwaderfahrt des Jahres, das ansegeln des Vereins. Mit der Zunahme von Mitgliedern zeigten sich auch weitere Missstände. Die Zahl der (auf deutschgesagt) Drückeberger nahm zu. Der angesetzte Arbeitsdienst wurde oft nicht ausgeführt. Aus diesem Grunde wurde 1 RM Strafgeld pro versäumte Stunde festgesetzt. Ebenfalls musste um die Beiträge pünktlich hereinzubekommen, eine Bestimmung getroffen werden, nach welcher derjenige, der mit mehr als drei Beiträge im Rückstand bleibt, sein Stimmrecht verliert. Der Eigentümer unseres Pachtgrundstückes war mit der Zahlung der außerordentlichen niedrigen Pachtsumme nicht mehr einverstanden und verlangte einen außervertraglichen Zuschlag. Nach mehreren Verhandlungen wurde die Pacht für 1926 auf 300 RM, für alle weiteren Jahre auf 400 RM festgesetzt. Die beim Katasteramt beantragte Steuerbefreiung wurde mit der Begründung abgelehnt, dass der Verein keine gemeinnützigen Zwecke verfolge, da nach unserem Gründungsstatut eine Befreiung von der Steuer ausgeschlossen war, konnte diese Sache nicht weitergeführt, sondern musste bis auf weiteres zurückgestellt werden. Eine weiter Schwierigkeit stellte sich dem Verein entgegen. Von Seiten des Bauamtes wurde plötzlich unter allerlei Begründungen das Bauen von Unterkünften nicht mehr gestattet und für die schon aufgeführten 4 Häuschen die Genehmigung versagt. Die uns nicht gerade freundlich gesinnten Anlieger hatten bei der zuständigen Behörden Bedenken gegen die weitere Bebauung unseres Geländes geäußert. Das Bauamt versuchte nun an Hand der Städtebauverordnung durch heranziehen verschiedener Paragraphen das Bauen unmöglich zu machen. Unter anderem versteifte sich das Bauamt auf die Möglichkeit, dass späterhin das Gelände in einzelne Parzellen aufgeteilt werden könnte und dann die in der Städtebauverordnung festgesetzten Grenzabstände nicht bestehen würden. Außerdem sollte jede einzelne Parzelle vom Katasteramt vermessen sein. Diese Bedingungen zu erfüllen war einfach eine Unmöglichkeit, weil dann der Verein wie versp. die Mitglieder unter diesen Umständen nicht mehr bauen konnten. Nach langen schriftlichen Verhandlungen und einer persönlichen Rücksprache mit dem Herrn Landrat in Beeskow, erhielten wir die prov. Genehmigung für die schon ausgeführten Baulichkeiten. Des weiterem erklärte sich der Herr Landrat zur Besichtigung unseres Sportplatzes zwecks Klärung der Angelegenheit bereit. Da seitens des Vorstandes dem Bauamt die verlangte Zusicherung gegeben wurde, den betr. §22 dahingehend zu ändern. Desgleichen wurde in § 2(Zweck des Vereins) die Gemeinnützigkeit des Vereins verankert. Eine nochmalige Besichtigung des Herrn Landrates zusammen mit dem Herrn Regierungspräsidenten von Potsdam, führte zur endgültigen Erledigung in einem für uns recht günstigen Sinne. Nach einreichen eines neuen Bebauungsplanes wurde unser Projekt unter gütiger Unterstützung des Herrn Landrates und Herrn Regierungspräsidenten zur Bebauung unseres Geländes genehmigt. Durch die Genehmigung des Bebauungsplanes wurde auch die Frage des Bootshausbau wieder akut. Am 13. August wurde in der Stammmannschaftsitzung der Bau eines Bootshauses definitiv beschlossen. Eine von der Schultheiß- Brauerei erbetene Hypothek wurde von dieser abgelehnt. Um den durch freiwillige Sammlung entstandenen Baufonds zu erhöhen, wurde eine Umlage von 20 RM pro Mitgliedbeschlossen. Die Zahl der Mitglieder hatte sich im laufe des Sommers noch erhöht, sodass es möglich war, im Herbst eine Summe von rund 1500 RM flüssig zu machen. Da der Verein, ebenfalls die Mitglieder mit wirtschaftlichen Angelegenheiten voll und ganz beschäftigt waren, konnte von einem regulär geordneten Sportbetrieb keine Rede sein. Das An- und Absegeln des Vereins sowie die üblichen Regatten wurden bei guter Beteiligung durchgeführt. Die Meldungen zu den Verbandsregatten waren dagegen außerordentlich schwach. Am Anfang Oktober gingen alle Crossiner nochmals ins Geschirr. Der Bau eines provisorischen Bootsschuppen war beschlossen worden. Der Arbeitsdienst war angesetzt und ausnahmsweise war alles zur Stelle. So konnte der Schuppen in einer Ausdehnung von 10x25m an zwei Sonntagen fertiggestellt werden. Einige Sonntage später standen die Boote in dem neu erbauten Schuppen im Winterquartier. Weniger Ruhe hatten die Mitglieder des Vereins. Die Notwendigkeit, einer endgültigen Regelung des Vereinsstatutes vorzunehmen war unabwendbar. Verschiedene Paragraphen waren schon geändert, so §§3.5 (Saisonmitglieder) §2 (Zweck des Vereins) und §22 (Auflösung des Vereins). Die Änderungen waren jedoch nicht gerichtlich eingetragen und es war auch schlecht möglich, die neuen Paragraphen in den Rahmen des Statuts einzupassen. Das unter Mitwirkung des Vorsitzenden der W.V.C. zustande gekommenen Musterstatut für die Vereine des Freien- Segler- Verbandes sollte die Grundlage des neuen Statutes werden. Die hierfür gewählte Kommission hatte die Aufgabe, noch einige Paragraphen bzw. Eigenheiten des Vereins dem Statut beizufügen. Nach mehreren Sitzungen, welche ziemlich lebhaft verliefen, war sich die Stammmannschaft in übergroßer Mehrheit darüber einig, dass das Grundstatut des Vereins (die Rechte der Stammmitglieder) gewährt sei und das neue Statut der kommenden Generalversammlung zur Annahme vorgelegt werden soll.
1928
Verschiedene Anlässe nötigten den Vorstand, am 6. Januar noch vor der Generalversammlung eine Stammmannschaftssitzung einzuberufen. In dieser Sitzung wurde der Bootshausbau und die Aufnahme eines Darlehens von 5000 RM beschlossen. Des weiterem wurden noch einige Fragen betreffs des neuen Statutes erledigt. Die am 11. Januar stattfindende Generalversammlung hatte sich nur mit den Wahlen der Vereinsorgane zu befassen. Alle weiteren Arbeiten konnten nicht zum Abschluss gebracht werden.
Der alte Vorstand wurde fast einstimmig wieder gewählt, ebenso die anderen Funktionen des Vereins. An Mitglieder zählte der Verein 42 Sportgenossen, 13 Jugendmitglieder und 3 auswärtige Mitglieder. Die Vereinsflotte bestand aus 24 Segelboote unter denen 6 Klassenboote waren, ferner aus einem Paddel und 4 Ruderbooten. Der Monatsbeitrag wurde wie im verflossenen Jahr auf 3 RM festgesetzt. Einige Wochen später waren auch die Arbeiten der Statutenberatungskommission soweit vorgeschritten, dass eine Stammmannschaftssitzung am 13. Februar nochmals darüber beraten konnte. Sämtliche §§ wurden mit geringen Änderungen von der Stammmannschaft angenommen (gegen eine Stimme). Die gleichzeitig aufgestellten Richtlinien und Ausführungsbestimmungen wurden ebenfalls akzeptiert. Die letzte Entscheidung über die Annahme der neuen Statuten brachte die außerordentliche Generalversammlung vom 7. März. Das neue Statut wurde vom gesamten Verein gegen eine Stimme angenommen. Der Bootshausbau und die Aufnahme eines Darlehens wurden ebenfalls genehmigt. Zur Deckung der Zinsen musste ein Sonderbeitrag von 1 RM erhoben werden. Mit diesen weitragenden Beschlüssen konnte der Vorstand und die Bootshauskommission an die Arbeit gehen. Der Weg war geebnet um das letzte große Ziel, den Bau eines Bootshauses zu erreichen. Am 9. April wurde der provisorische Bootsschuppen abgerissen, um das Holz für den neuen Bau frei zubekommen. Da die zur Verfügung stehenden Mittel nicht ausreichten, um sämtliche Arbeiten durch Handwerker ausführen zu lassen, mussten alle Kräfte zusammengefast werden, um möglichst viele Arbeiten durch die Mitglieder fertigzustellen. Nachdem die Maurer das Fundament gesetzt hatten, konnten die Zimmerleute das Gerüst aufstellen. Am 4. Juli sollte der Verein zum ersten Mal einen Fehlschlag erleiden, durch welche beinahe der ganze Bootshausbau in Frage gestellt wurde. Ein für unseren Erdteil selten vorkommender Orkan machte den eben fertiggestellten Rohbau dem Erdboden gleich. Was viele nicht gelungen war, die Entwicklung des Vereins zu verhindern oder zu stören, vollbrachten die Elemente innerhalb weniger Sekunden. Nach kurzer Beratung des Vorstandes mit der Bootshauskommission, wurde am 7. Juni trotz schwerer finanzieller Bedenken, beschlossen das Bootshaus wieder aufzubauen. Die Darauf folgende Sitzung am 7. Juli genehmigte den Wiederaufbau und beschloss eine Umlage zur Deckung des Schadens, welche aber erst fällig werden sollte, wenn die vom Verein verlangte Unterstützung von Seiten der Behörde ausblieb. Mit doppeltem Eifer ging es tapfer an die Arbeit. Sonntag für Sonntag war Arbeitsdienst und schon am 11. August konnte die erste Sitzung in dem neuen Bootshaus stattfinden. Der Innenausbau, welcher erst 1929 veranschlagt war, wurde um das günstige Angebot des Holzhändler nicht fallen zu lassen, in dieser Sitzung beschlossen. Ununterbrochen musste nun wieder sonntags gearbeitet werden, um bis zum Herbst den Bau fertig zu stellen. Leider ist dieses nicht ganz gelungen.
Verschiedene Umstände veranlassten viele Mitglieder, sich nicht mehr so rege am Arbeitsdienst zu beteiligen. Meinungsverschiedenheiten, welche eine Folge der schlechten finanziellen Lage des Vereins war. Formfehler des Vorstandes einerseits, der Stammmannschaft anderseits, brachten Unstimmigkeiten, welche dazu beitrugen, dass die Arbeiten nicht zu Ende geführt werden konnten. Es wurden im Ganzen ca. 500 Arbeitsstunden für die Arbeit am Bootshaus von den Mitgliedern geleistet. Dass bei einer derartigen Inanspruchnahme der Mitglieder von einer sportlichen Tätigkeit des Vereins nicht die Rede sein kann ist wohl erklärlich. Es wurden nur die festgesetzten Regatten gefahren. Die Verbandsregatten waren dementsprechend sehr schwach besucht. Ende September konnten die Boote in das neue Bootshaus zur Winterruhe ausgeslippt werden.
Können wir auch stolz auf die geleisteten Arbeiten in diesem Jahr zurück blicken so ist doch die Freude nicht ungetrübt. Die finanzielle Lage des Vereins gestaltet sich außerordentlich schwierig. Eine Unterstützung seitens der Behörden ist bis zurzeit nicht erfolgt. Dringende Zahlungen waren fällig und so musste die Hilfe der Zentral- Kommission für Arbeitersport und Körperpflege in Anspruch genommen werden, um die Verpflichtungen nachkommen zu können. Trotz alledem wird der Verein auch über den letzten Berg hinwegkommen. Ist auch in jeder Hinsicht viel von den Mitgliedern verlangt worden, so konnte doch etwas geschaffen werden, dass der Arbeit und der Mühe lohnt. Die Kinderkrankheiten, welche jeder Verein durchmacht, müssen ebenfalls überwunden werden, damit die Früchte auch denen noch zugutekommen, welche den Boden in schwerer Arbeit beackert haben.
1922-1928, sieben Jahre voll unermüdlicher Arbeit und Opfer legen Zeugnis ab von dem Geist und dem Idealismus der Mitglieder, welcher es möglich machte, dass in wenigen Jahren fast der gesamte
Aufbau des Vereines vollendet werden konnte
gez. A. Tonscheidt
1. Vorsitzender